Mein Blick auf die Anime-Anthologie von Tatsuki Fujimoto, der durch Chainsaw Man berĂĽhmt wurde. Die acht Kurzgeschichten sind zwischen seinem 17. und 26. Lebensjahr entstanden.
❍ 1. Folge – Im Garten gab es zwei HĂĽhner
Die erste Folge „Im Garten gab es zwei Hühner“ aus Tatsuki Fujimoto 17–26 hat mich sofort gepackt. Toll und intelligent erzählt – man weiß vom ersten Moment an, worum es geht, ohne dass die Episode einem alles erklären muss. Man ist direkt im Setting drin, fühlt die Atmosphäre und wird mühelos in diese merkwürdig schöne, leicht verstörende Welt hineingezogen.
Die Animationen sind ansehnlich, oft sogar beeindruckend subtil in ihren Details, was perfekt zu Fujimotos Art des Geschichtenerzählens passt. Die Folge schafft es, mit kleinen Momenten eine unerwartet starke emotionale Wirkung zu erzielen. Eine Story, die bewegt, ohne laut zu sein, und die lange nachhallt. Davon will ich definitiv mehr.
❍ 2. Folge – Sasaki hat die Kugel gestoppt
Die zweite Folge, „Sasaki hat die Kugel gestoppt“, fällt mir persönlich schwer einzuordnen. Irgendwie hat die Folge etwas Besonderes, etwas Eigenwilliges, das mich durchaus neugierig gemacht hat. Gleichzeitig passt mir aber irgendetwas nicht, ohne dass ich genau benennen könnte, was es ist.
Es ist eine dieser Episoden, bei denen die Eindrücke verschwimmen – ich kann es nur schwer in Worte fassen. Die Atmosphäre funktioniert, einige Szenen bleiben im Kopf, doch als Gesamtbild hinterlässt die Folge bei mir ein Gefühl von leichter Unsicherheit. Vielleicht ist genau das gewollt – vielleicht macht es die Episode aber auch einfach zu einem kleinen Fragezeichen in der Reihe.
❍ 3. Folge – Liebe macht blind
Die dritte Folge, „Liebe macht blind“, hat mich wirklich beeindruckt. Mir gefällt besonders der innere Kampf des Protagonisten – diese Mischung aus Verzweiflung und Sehnsucht ist unglaublich gut umgesetzt. Parallel dazu eskaliert alles um ihn herum komplett, was der Episode eine intensive, beinahe atemlose Dynamik verleiht.
Und dann ist da noch das Ende, das den emotionalen Kern der Folge perfekt auf den Punkt bringt. FĂĽr mich ist das eine perfekte Geschichte fĂĽr eine einzelne Episode: kompakt, rund, kraftvoll und mit einem klaren Nachhall.
❍ 4. Folge – Shikaku
Die vierte Folge, „Shikaku“, hat definitiv etwas – eine gewisse Stimmung, einen eigenen Ton, der mich zunächst neugierig gemacht hat. Allerdings haben mich die Posen und Kameraperspektiven in dem Moment, als die Protagonistin zum ersten Mal Liebeskummer spürt, komplett aus der Szene gerissen. In meinen Augen wirkten sie völlig fehl am Platz und nahmen der Situation viel von ihrer eigentlich emotionalen Wirkung.
Insgesamt war die Folge ganz nett, nicht schlecht, aber auch nichts, das bei mir besonders hängen bleibt. Mehr brauche ich davon aber nicht, denn obwohl sie ihre Momente hat, erreicht sie für mich nicht die Qualität der anderen Episoden.
❍ 5. Folge – Die Rhapsodie der Meerjungfrauen
Die fünfte Folge, „Die Rhapsodie der Meerjungfrauen“, hat mich wirklich positiv überrascht. Eine wirklich tolle Geschichte, atmosphärisch dicht und emotional überraschend stark. In meinen Augen hätte sie sogar das Potenzial für eine ganze Staffel, denn das gezeigte Universum wirkt größer, als es die kurze Episodenlaufzeit zulässt.
Gerade deshalb würde ich mir mehr Einblick in die Vorgeschichte wünschen – die Figuren, ihre Beziehungen und die geheimnisvolle Welt rund um die Meerjungfrauen bieten so viel Raum für Vertiefung. Insgesamt eine der Folgen, bei denen man am Ende das Gefühl hat, dass da noch viel mehr dahintersteckt.
❍ 6. Folge – Das In-einem-Mädchenkörper-erwachen-Syndrom
Die sechste Folge, „Das In-einem-Mädchenkörper-erwachen-Syndrom“, hat für mich eine ganz nette, ja sogar regelrecht verrückte Grundidee, die durchaus ihren Charme hat – aber so richtig umgehauen hat sie mich nicht. Inhaltlich bleibt sie eher ein wilder Einfall als etwas, das mich nachhaltig gepackt hätte.
Dafür begeistert mich der Zeichenstil umso mehr. Die Art, wie das Klassenzimmer oder das Zimmer einer Figur inszeniert ist, trifft genau meinen Geschmack – detailliert, stimmungsvoll und voller kleiner visueller Akzente, die die Welt lebendig wirken lassen. Unterm Strich ist es für mich eine One-Shot-Geschichte, die mich vor allem optisch beeindruckt. Narrative okay, visuell großartig.
❍ 7. Folge – Nayuta aus der Prophezeiung
Die siebte Folge, „Nayuta aus der Prophezeiung“, hat mich vor allem durch die Bindung des Geschwisterpaars überzeugt. Diese Beziehung wird warm, glaubwürdig und emotional greifbar dargestellt – sie ist eindeutig das Herzstück der Episode und funktioniert wirklich gut.
Ansonsten fehlt mir bei diesem One-Shot jedoch etwas. Irgendein Baustein, der das Ganze runder oder vollständiger wirken lassen würde. So fühlt sich die Folge ein wenig wie ein unvollständiges Puzzle an: Die Teile sind interessant, einige sogar sehr schön, aber das Gesamtbild entfaltet nicht ganz die Wirkung, die ich mir erhofft hätte.
❍ 8. Folge – Die groĂźe Schwester der kleinen Schwester
Die achte Folge, „Die große Schwester der kleinen Schwester“, hat mich am wenigsten angesprochen. Das Thema Kunst ist für mich einfach schwierig zu greifen – ich habe mit Kunst nichts am Hut, weshalb mich die zentralen Motive und Konflikte nicht wirklich erreichen konnten.
Auch die angespannte Beziehung der Schwestern hat mich nicht überzeugt. Sie wirkte für mich eher konstruiert als emotional nachvollziehbar, sodass ich nie wirklich in die Dynamik hineingefunden habe. Insgesamt eine Folge, die sicher ihre Zielgruppe hat, mich persönlich jedoch kaum abgeholt hat.